Bei einem meiner ersten Personal Trainings habe ich Thorge erzählt, bei mir klappt nur das Prinzip „ganz oder gar nicht“. Auf alle Bereiche bezogen. Entweder 150% Disziplin oder eben gar keine. Als wäre ich fremdgesteuert. Und ganz lange war ich davon wirklich völlig überzeugt. Diejenigen von euch, die das hier lesen, die ein Gewichtsproblem hatten oder haben, werden das vielleicht kennen… Eine Ausnahme in der Ernährung führt schnell zur zweiten und zur dritten und ehe man sich versieht, sind x kg wieder drauf und schnell schleicht sich der Gedanke ein, „ich schaffe das eh nicht“.
So war es mein bisheriges Leben und das Ergebnis wog halt irgendwann mal 125 kg. Mit Sport war es genauso.
Wenn mir früher andere (schlanke) davon erzählt haben, dass sie Sport machen, konnte ich oft nur ein ungläubiges „waaaas? wofür machst DU denn Sport“ rausbringen – auf die Idee, dass es Spaß macht wäre ich ohnehin nie gekommen, aber noch viel wichtiger: die gute Figur sei demjenigen doch sicher nur so zugeflogen und „Glückssache“. Wie bescheuert und naiv, oder dumm? Das nennt man wohl einen astreinen Verdrängungmechanismus!!
Denn wenn mich heute jemand fragt, wie ich bisher abgenommen habe, gibt es eben auch nur eine Antwort…. Angepasste Ernährung und viel Bewegung. Klingt so simple. Ist es natürlich nicht immer. Aber das Wundermittel, auf das ich selbst und viele andere vergeblich gewartet haben, gibt es nunmal nicht.
Zurück zu „ganz oder gar nicht“ – auch hier überlege ich inzwischen, was das für eine bescheuerte Aussage war? Schließlich liegt es ja in meiner eigenen Verantwortung, jeden Tag, jede Stunde eine neue Entscheidung zu treffen. Vor ein paar Wochen haben Thorge und ich angefangen, nach Möglichkeiten zu suchen, mein akribisches Kalorien zählen abzustellen oder zumindest etwas gelassener zu gestalten, weil es mich selbst total nervt. Angefangen habe ich mit dem Selbstversuch, Gemüse und Salat beim zählen und abwiegen außen vor zur lassen – denn mal ehrlich, welcher Mensch hat sich je mit Feldsalat und Brokkoli 50-60 kg Übergewicht angefressen? 😉 Das habe ich eine Zeit lang dann so versucht, aber schnell gemerkt, dass das bei mir zu noch mehr Kopfkino führt, als komplett abwiegen und zählen. Also habe ich angefangen, einzelne Tage komplett „nach Gefühl“ zu essen. Das hat mal super geklappt, mal weniger gut (frei nach dem Motto, was ich nicht auf die Waage gelegt habe, hat keine Kalorien) – im Ergebnis auf der Waage hatte es keine katastrophalen Folgen, mal habe ich etwas zugenommen, dann aber auch wieder abgenommen, im Großen und Ganzen also mein Gewicht gehalten.
Tja, nun ist das Ziel ja aber eigentlich, weiter abzunehmen. Noch vor ganz kurzer Zeit hätte ich die letzten Wochen als totale Zeitverschwendung gesehen und mich tierisch über mich selber geärgert, nicht zu 150 % diszipliniert gewesen zu sein. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, war das eine total gute Erfahrung. Ich nehme nämlich eben nicht über Nacht 40 kg wieder zu, sondern kann auch nach einer Ausnahme, selbst wenn sie zwei oder drei Tage andauerte, wieder diszipliniert sein – was früher eben nicht funktionierte, wahrscheinlich weil ich es gar nicht richtig wollte. Mir kommt es sicher zu Gute, dass ich inzwischen relativ viel Sport mache und man damit eben auch den ein oder anderen Ernährungs“fehler“ ausbügeln kann.
Aktuell bin ich im Urlaub und ich habe tatsächlich beim Packen noch darüber nachgedacht, meine Küchenwaage mitzunehmen. Letztendlich kam das aber sogar mir zu beknackt vor und ich habe sie zuhause gelassen. Was soll auch schon groß passieren? Ja vielleicht komme ich mit 2 kg mehr nach Hause. Mit ziemlicher Sicherheit sogar! Dänisches Softeis ist leider geil und nicht sonderlich diättauglich – aber immerhin gehe ich hier jeden 2. Tag laufen (und hey, am Strand ist das ganz schön anstrengend!!) und ich esse von den Dingern ja auch keine 3 pro Tag.
Es ist auf jeden Fall eine geniale Erfahrung, nach über 2 Jahren fast täglichem akribischen Lebensmittel abwiegen und Kalorien zählen zumindest im Urlaub etwas locker zu lassen, ohne dass mein Gehirn gleich total explodiert vor lauter „ich nehme mindestens 20 kg zu“ – wie gesagt, es gab natürlich auch vorher schon Ausnahmen, aber eben immer verbunden mit dem klaren Gedanken „Na toll, jetzt hast Du es verkackt“ … nein habe ich nicht… weil ich heute, morgen, übermorgen eben immer wieder eine neue Entscheidung treffen kann!!
Im Moment bin ich tatsächlich zu 100% überzeugt, dass mir diese eine Woche, selbst wenn sie mehr Ausnahmen beinhaltet als sonst, mir nichts anhaben kann. Und wenn doch, treten mir die Jungs von „Fit mit Thorge“ hoffentlich kräftig in den Hintern und erinnern mich an meine eigenen Worte 🙂
Das Ziel bleibt natürlich weiter abnehmen. Und ich vermute, dazu wird mich das Thema Kontrolle noch eine ganze Zeit lang begleiten. Aber das ist völlig ok so. Weil ich keine riesige Angst mehr vor dem habe, was danach kommt!!