Da sind wir uns wohl alle einig! Krasse Sache, wenn man versucht, das Jahr ein wenig Revue passieren zu lassen und dabei feststellt, dass „Normalität“ schon gefühlt so weit weg ist! Aber es gab sie. Bei mir begann das Jahr tatsächlich hoch motiviert mit dem Training für den Venloop Halbmarathon, den ich mit meinem Mann zusammen laufen wollte. Ich hatte echt richtig Bock und war voller Vorfreude! Das Training lief zufriedenstellend und ich war mir zumindest sicher, dass ich in Venlo ein weiteres Mal nach 21 KM LAUFEND ankommen werde.
Auf dem Weg dahin bin ich Ende Februar ganz spontan einen Halbmarathon ganz alleine für mich gelaufen. Eigentlich sollte es „nur“ mein längster Trainingslauf werden mit so 17-19 Kilometern. Für den Tag musste meine Laufbegleitung leider kurzfristig absagen. Und so wurden aus geplanten 17, 18, 19 quälend lange 21 Km bei Regen, Sturm und Hagel. Mentaltraining sag ich nur! Mehr als einmal wollte ich mich auf eine Bank legen und heulen. Oder meinen Mann anrufen, dass er mich von der Trasse kratzen kommt. Bei diesem Lauf habe ich mir allerdings wieder einmal selbst gezeigt, dass so viel auf einer solch langen Strecke im Kopf stattfindet. Also klar, meine Beine haben auch ein bisschen gejault. Aber es hat geklappt 😉
Tja und dann wurde unser aller Leben im März ein wenig aus der Bahn gerückt. Für die einen mehr, für die anderen weniger. Auf einmal sah man die Leute alle wie verrückt draußen Sport machen! Radfahren, laufen, spazieren, was wurde es auf einmal voll auf den Laufstrecken. Auch meine erste Strategie war grundsätzlich „Flucht nach draußen“, man hat sich ja vor lauter Homeoffice, Homeschooling, social distancing eh schon unfassbar viel zuhause aufgehalten. So habe auch ich im Frühjahr mehr trainiert als je zuvor, bis mich fiese Schmerzen ziemlich ausgebremst und für ziemlich wenige Laufkilometer im Mai gesorgt haben. Entzündete Plantarfaszie dank Fersensporn. Juchu! Nicht. Ich war völlig frustriert, sprach selbst von „nie mehr laufen“ und hatte blanke Panik, ich müsste auf Ausdauersportarten wie radfahren oder schwimmen ausweichen. Schrecklicher Gedanke für mich persönlich. Aber ich weiß inzwischen: Das heißt erstmal alles nix. Viel Alternativtraining und tägliches Dehnen standen ab sofort auf dem Plan, ab und zu Physiotherapie, also alles Dinge, die man gerne mal vernachlässigt. Aber siehe da… diese ungeliebten Einheiten haben tatsächlich einen Sinn und mir ging es zum Glück relativ schnell wieder gut (fragt mich aber bitte nicht, ob ich mich danach noch weiter ans tägliche Dehnen gehalten habe… wo ich es nämlich grade so schreibe, denke ich „Man, bist Du bescheuert?“)
Es folgten der 6-Stunden-Lauf und die wundervolle Erkenntnis dass man zu viel mehr in der Lage ist, als man glaubt. Im Sommer kehrte für alle ein Stück Normalität zurück, die Gruppentrainings bei Fit mit Thorge fanden wieder statt und in der Zeit habe ich gemerkt, dass Online-Training sicher eine gute Alternative ist, aber nichts über das „wir-Gefühl“ in der Gruppe geht, wenn man gemeinsam leidet.
All die ausgefallenen Veranstaltungen erinnerten einen aber immer wieder daran, dass das ganze noch nicht vorbei ist, der aktuelle Lockdown hat ja nur bestätigt, was man länger befürchtet hat und so ist es aktuell wieder sehr zäh. Ich bin ehrlich. Zum Laufen brauche ich mich zum Glück nicht selbst aufraffen. Das klappt einfach wie von selbst. Da ist mir auch Regen & Co scheiss egal. Meine für dieses Jahr angepeilten 1.100 Jahreskilometer habe ich am 18. Dezember erreicht. Ein paar wenige kommen noch dazu, aber das Schöne ist, dass es dieses Jahr absolut gar nichts mit krampfhaftem Kilometer sammeln zu tun hatte. Es hat sich einfach so ergeben und das ist echt ganz cool. Auch konnte ich mich besser von den Zielen anderer abgrenzen und habe nicht mehr jeden Scheiß mitgemacht, der mir persönlich weder Spaß brachte noch einen Zweck erfüllt hätte. Training muss nicht immer Spaß machen, auch muss nicht jedes Training „Sinn“ ergeben – aber eins von beidem regelmäßig ist doch schon irgendwie ganz gut. Apropos Training und Sinn und Spaß und so. Aktuell macht mir Training zuhause alleine mal so gar keinen Spaß! Ich kann mich tatsächlich nur sehr schwer dazu aufraffen und die Konsequenzen bekomme ich auch ganz schön deutlich zu spüren. Sagen wir mal so! Im Sommer kam ich beim Klimmzüge üben mit der Nasenspitze über die Stange. Aktuell bin ich froh, wenn ich nicht schneller runterfalle, als ich „Klimmzug“ aussprechen kann. Das nur mal so zu den wirklich lieben und freundlichen Nachrichten, die mich erreichen, die sehr oft beinhalten, dass ich ja so mega diszipliniert wäre. Joa. Kann ich sein. Werde ich auch wieder sein. Nur jetzt grade nicht! Aber auch das ist wahrscheinlich ok so. Ein paar Wochen mimimi sind durchaus akzeptabel und werden wohl nicht gleich ALLES zunichte machen, was man jahrelang gemacht hat 😉 Hoffe ich jedenfalls! Und wenn doch, weiß ich ja, wo ich hoffentlich bald wieder hinkann, um das wieder zu ändern…
Ich wünsche allen ein tolles Weihnachtsfest, auch wenn es so viel anders wird als bisher… Ich hoffe sehr auf ein entspannteres Jahr 2021 und auf ein schnelles Wiedersehen beim Training!