Was wäre eigentlich, wenn ich mir nicht vor 5 Jahren ein Außenband am Fuß gerissen hätte, als ich meinem Kind nachgelaufen bin?
Was wäre, wenn ich nie deshalb nach einem sportlichen Angebot gesucht hätte?
Was wäre, wenn ich nicht zu meinem ersten Zirkeltraining gegangen wäre, sondern wirklich einfach wieder nach Hause gefahren wäre? (ich hatte drüber nachgedacht!)
Was wäre, wenn ich nie einen ersten Lauf gewagt hätte?
Was wäre, wenn ich mir weiter selbst eingeredet hätte, die Sache mit dem Abnehmen sowieso nie auf die Reihe zu kriegen?
Was wäre, wenn ich mich weiterhin nie der Angst gestellt hätte, vor anderen Menschen Sport zu machen?
Was wäre, wenn ich mir nie die Hilfe gesucht hätte, die ich scheinbar nötig hatte (habe), um den Dreh zu kriegen?
Ich vermute, ich wäre an den meisten Tagen meines Lebens deutlich unzufriedener!! Unglücklicher! Hätte so viele lieb gewonnene Menschen nicht in meinem Leben und das wäre tatsächlich sehr schlimm!! Und noch viel schlimmer… mir würde total dieses SO WICHTIGE Ventil für sämtliche Gefühlslagen fehlen! Wo früher meine Kompensationsstrategien offensichtlich nicht so viel mit Bewegung zu tun hatten, ist genau das heute in sehr sehr vielen Situationen (nein nicht in allen) mein Mittel der Wahl!
Ok zugegeben, jetzt gerade in diesem Moment setzt mich das alles bzw. mein eigener Ehrgeiz ein Stück weit unter Druck und nervt mich zu Tode! Ich möchte gerne ganz viel auf einmal. Das war schon immer mein Problem. Alles oder nichts. Das ist in den letzten Jahren tatsächlich schon um einiges besser geworden, weil alles gleichzeitig doch immer mal Grenzen gesprengt hat.
Jetzt grade fällt es mir wieder unglaublich schwer, zu akzeptieren, wenn mal was nicht geht wie geplant. Homeoffice, Homeschooling, Lock-Down, Schnee ohne Ende. Mein Tag bräuchte 48 Stunden und selbst dann hätte ich nur einen Bruchteil von dem geschafft, was zur Zeit auf meiner To Do steht. Dazu gerade gesundheitlich eingeschränkt. Ich kann nicht so trainieren, wie ich meiner Meinung nach sollte und oft auch will. Ich vermute, wenn wir uns alle irgendwann im Zirkeltraining wiedersehen, kann ich keine einzige Liegestütze mehr, weil ich alles verlernt habe und sich die paar Muskeln, die ich mir echt hart erarbeitet habe, wieder verabschiedet haben ? Und dann diese schrecklich schlechte Laune, weil ich nicht einfach raus und laufen kann. Na ja ok ich könnte schon. Ich will aber nicht bei dem Wetter. Also nicht laufen! Ich habe mich ja schon vor zwei Wochen bei weniger Schnee hingelegt und da war keine Eisschicht drunter! So bleibt mir nur ein bisschen mehr Alltagsbewegung – spazieren im Schnee ist ja auch wirklich toll, das muss ich zugeben, und dazu auch gar nicht so unanstrengend – und dazu der Versuch, nicht völlig am Rad zu drehen! Gelingt mir leider nicht immer! Aber an sehr vielen Tagen weiß ich ganz genau, wenn ich nie mit dem ganzen Kram angefangen, und mein Leben umgekrempelt hätte, wäre es deutlich schwieriger, diese skurrile Zeit zu überstehen. Klar ist das immer alles jammern auf hohem Niveau. Alle meine Lieben sind gesund, wir haben keine Job-Sorgen, ein schönes Zuhause und unsere Kinder haben sich. Und trotzdem darf man ja auch mal laut sagen, dass man alles scheisse findet und grade vom ganzen Leben genervt ist. Und ich weiß, dass viele viele Laufkilometer mich über das letzte Jahr hinweg gerettet haben. Ablenkung. Flucht. Frust ablassen. Auf andere Gedanken kommen. Gehirn lüften. Und darum geht’s ja. Ich trainiere weder für Olympia noch für eine Medaille für die schönsten Liegestütze aus NRW. Sondern für ein besseres Gefühl danach, für ein bisschen Fitness ja und manchmal auch für die Frust-Schokolade in blöden Zeiten. Was solls… Und das wird auch wieder so sein, und vielleicht fange ich sportlich gesehen auch nicht bei 0 sondern bei 20 % an, wenns wieder geht. Und selbst wenn… ich weiß ja wofür ich es mache!!!