Seltsamerweise wurde ich jetzt gerade in den letzten paar Wochen häufiger gefragt, warum ich „das Ding mit dem Sport eigentlich immer noch mache“?
Wie bitte???
„Ja also Du hast doch jetzt schon viel abgenommen, warum gehst Du denn da immer noch hin?“
HÄ???
Das sind so die Momente, wo ich gar nicht weiß, ob ich überhaupt eine Antwort geben soll, ohne dass es in Rechtfertigung ausartet. Unterm Strich bin ich nämlich ganz schön froh darüber, dass „die Sache mit dem Sport“ eben für mich nichts (mehr) ist, was zeitlich begrenzt ist, womit ich aufhören will… Manchmal finde ich das auch immer noch verrückt, dass ICH wirklich Spaß daran habe! Ich habe das schon mal geschrieben, mir waren Menschen, die regelmäßig freiwillig Sport treiben auch immer sehr suspekt, weil ich bis dahin eben selbst nie in der Situation war, Spaß an Bewegung zu haben. Bzw. dieses positive Gefühl NACH dem Training ja nie kannte! Aber unabhängig davon, dass Sport allein zum Abnehmen sowieso nicht reicht, und ich ja auch lange noch nicht „fertig“ bin, gibt es für mich ZUM GLÜCK kein „danach“!
Die Frage tauchte nämlich auch schon auf, was ich eigentlich mache, wenn ich mal fertig bin mit abnehmen. Hm. Wann ist man denn „fertig“? Ich glaube, wenn man wie ich einfach so viele Jahre so stark übergewichtig war/ist, ist man nicht einfach irgendwann FERTIG. Ich habe auch lange (sehr lange) geglaubt, mit einer bestimmten Zahl auf der Waage sei einfach alles gut. Von der Zielzahl bin ich noch weit entfernt, weiss aber inzwischen, dass ich mir abschminken kann, dass das „fertig“ bedeutet…
Und je länger ich darüber nachdenke, umso besser finde ich das eigentlich!
Ich vermute, dass ich erst in den letzten Monaten so richtig kapiert habe, warum es so wichtig ist, sein Leben umzukrempeln und sich neue Gewohnheiten zu schaffen, denn wer sich z.B. nur nach gewissen Richtlinien ernährt oder Sport macht, um abzunehmen, und dann im schlimmsten Fall damit aufhört und alles wieder macht, wie vorher, braucht sich nicht zu wundern, wenn danach auch eben alles wird, wie früher – plus 20 Bonuskilos! Es ist nicht so, als wüsste ich nicht sehr genau, wie DAS ist!
Bis vor ein paar Monaten war meine größte Horrorvorstellung immer, wieder zuzunehmen. Aus welchen Gründen auch immer. Wie man zunimmt, weiß ich nämlich ziemlich gut. Während der Knieverletzung und Laufpause letztes Jahr war ich so sehr überzeugt davon, dass es jetzt zwangsläufig wieder zu einer irren Zunahme kommt und ich alles verkacke und in die Ecke schmeisse. Thorge hat mir zum Glück ziemlich deutlich nen Vogel gezeigt und mein schwachsinniges Gelaber mit den richtigen Fragen unterbrochen, so dass ich irgendwann dann doch selbst gemerkt habe, dass ich mich da in etwas reinsteigere. Ich mache den ganzen Quatsch schließlich meistens aus ziemlicher Überzeugung heraus. Klar auch manchmal „weil das eben so muss“, aber hauptsächlich wirklich, weil ich es so will. Die Angst, zuzunehmen, blieb aber lange weiterhin sehr präsent. Mein Essverhalten gespickt mit schlechtem Gewissen, mein Sportpensum oft Mittel zum Zweck. So blieb das viele Monate, in denen ich gewichtsmäßig zwar nicht sonderlich viel reißen konnte, beim Sport aber immerhin kontinuierlich etwas besser geworden bin, im Rahmen meiner Möglichkeiten! Wenn ich heute über die Möglichkeit nachdenke, was passiert, wenn ich 5 kg wieder zunehme, kann ich diese Frage ziemlich klar mit „dann nehme ich sie eben irgendwie wieder ab“ beantworten. Machen wir uns mal nichts vor, beim Sport mit (sehr) hohem Körpergewicht ist vieles einfach doppelt anstrengend, das langfristige Ziel bleibt, herauszufinden, was ich im Stande bin zu leisten, wenn ich noch 20 kg weniger dabei durch die Gegend schleppen muss 😉 Auch oder gerade deshalb ist „fertig“ irgendwie noch sehr weit weg und in meinen Gedanken nicht existent. Wenn sich mein Gewicht weiterhin in dieser rasenden Geschwindigkeit – haha – verändert, dann wird das ohnehin noch viiiiele Jahre dauern. Und es gibt Tage, da ist dieses Wissen richtig ätzend und dann gibt es da inzwischen auch viele Tage, an denen das irgendwie auch ok ist….