Vorletzte Woche wurde ich gleich zwei mal via Facebook um Rat gefragt, was den „idealen“ Laufeinstieg betrifft, was man besser machen kann, wie man schneller wird usw. Eins vorweg: ich halte mich selbst nicht für qualifiziert, andere bei ihrer Lauferei zu beraten, kann aber natürlich darüber berichten, welche Fehler ich gemacht habe (manchmal immer noch mache) und was ich heute anders machen würde! Mein Laufstart war rückwirkend betrachtet eigentlich das Geilste von diesem Sportkram. Also wenn man davon absieht, dass ich nach 30 Sekunden laufen echt sterben wollte und wahrscheinlich auch kurz davor stand 😉 ABER! Nirgends waren SO schnelle Erfolge sichtbar. Das Geile ist einfach, dass man gerade am Anfang quasi ständig eine Verbesserung bemerkt. Das ist aber auch gleichzeitig für meinen manchmal übertriebenen Ehrgeiz ganz schön blöd… Heute sehe ich nämlich, was das zwischendurch ganz lange mit mir gemacht hat.
Als ich angefangen habe, wollte ich so schnell wie irgendwie möglich 5 Kilometer am Stück laufen können. NATÜRLICH SO SCHNELL WIE MÖGLICH!!! Ist doch völlig klar, wenn man vorher nie Sport gemacht hat, müssen es NATÜRLICH direkt 5 Kilometer sein #ironieoff
Das habe ich aber tatsächlich für meine Voraussetzungen (immer noch starkes Übergewicht, immer noch ziemlich unfit ;-)) doch recht schnell geschafft. Ich glaube, es waren so ca. 3,5 Monate. Dann folgten höhere Ziele, einmal um die Kemnade ohne Pause, irgendwann die ersten 10 usw. Wie die verrückte Sache mit dem Halbmarathon laufen entstanden ist, kann man ja hier nachlesen. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass große Ziele zu haben, wichtig ist, um sich anzustrengen usw.
Und doch war all das sehr lange immer sehr stressbehaftet. Ich wollte unbedingt bei jedem Lauf eine neue Bestzeit knacken, IMMER besser sein als beim letzten Mal. Ich bin im Grunde einfach sehr emotional gelaufen und wenn es anders lief als geplant (und hey, das kam ziemlich oft vor!!), war ich schlecht gelaunt, unzufrieden usw. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass Training aus viel mehr besteht, als immer nur Zeit xy zu laufen. Und dabei war mir immer völlig klar, dass ich trotzdem noch um ein vielfaches langsamer war als alle anderen, es ging und geht auch dabei nie um so Sachen wie 10 Kilometer unter 1 Stunde oder Halbmarathon unter 2 Stunden, da bin ich völlig realistisch. Es ging viel mehr darum, es mir selbst bei jedem Lauf aufs Neue zu beweisen und mich selbst zu übertreffen. Das geht natürlich nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – alles andere ist einfach völlig utopisch – aber bis ich zu der Erkenntnis kam, war es aber ein weiter Weg und viel Frust! Grundsätzlich war ich damit beschäftigt, die Erwartungen an mich selbst in allen Bereichen so hoch wie möglich zu halten, die Enttäuschung war also eigentlich vorprogrammiert.
Und doch hat sich das inzwischen etwas verändert. Die ganzen Klugscheisser, die mir erzählen wollten, wie man denn „richtig“ trainiert, habe ich weitestgehend aus meinem Leben gestrichen. Ich frage generell nur Leute um Rat und Unterstützung, denen ich zutraue, meine Situation und Leistung neutral beurteilen zu können und mir vielleicht einfach neue Impulse geben können für mein Training. Das heißt jetzt nicht, dass ich IMMER nur lalifari und so langsam wie möglich mache mit dem größtmöglichen Wohlfühlfaktor. In den letzten Wochen war das oft so (danke Corona ;-)) aber grundsätzlich quäle ich mich auch durch Einheiten, von denen ich weiß, dass sie für Fortschritt wichtig sind, und die einfach weniger Spaß machen. Halt mal mehr, mal weniger. Dank Tanja in letzter Zeit wieder mehr!
Unterm Strich würde ich einfach JEDEM raten, der anfangen will, sich erstmal locker zu machen und ANZUFANGEN!! Rennt nicht irgendwelchen Zeiten hinterher, sondern gewöhnt eure Knochen erstmal an den ganzen Kram , macht was für die Ausdauer, ein bisschen Alternativtraining und stresst euch nicht bei jedem Lauf. Das macht keinen Spaß! Irgendwann kommt das von ganz alleine und dann kann man sich immer noch Gedanken darüber machen, was man besser machen kann, sich eventuell mal nach konkreten Plänen umgucken und danach trainieren usw. Für mich persönlich passen die starr vorgegebenen Pläne zum Beispiel nicht. Ich möchte nicht immer nur nach Vorgabe laufen, sondern manchmal auch einfach nur so, wie ich Bock habe… An ein paar Basics halte ich mich tatsächlich fast immer „regelmäßige Intervalle, lange langsame Läufe, Tempo-Einheiten eher kurz“ usw… Richtige Beratungen bekommt ihr aber besser von Leuten, die da auch ein bisschen wissenschaftlichen Hintergrund mitbringen, die Trainer von Fit mit Thorge bringen da auch jeder für sich ein bisschen was zum Thema mit und da muss man sich dann einfach für sich raussuchen, was ist notwendig, was interessiert mich überhaupt usw. Es hilft (mir) auf jeden Fall, Verbündete zu haben. Leute, denen Du sagen kannst, was Dein Ziel ist, die Dir in den Hintern treten, beim Training einfach gnadenlos weitermachen, wenn Du aufhören willst und Dich noch mal anschubsen, den letzten Rest zu geben! Aber auch Leute, die dich bremsen und Dir zum richtigen Zeitpunkt sagen „jetzt mach mal langsam und erhole Dich eine Runde“ Ob das jetzt Trainer, Freunde, Leute von Lauftreffs o.ä. sind, das muss jeder für sich wissen. Für mich bleibt da die Kombination aus Freunden und Training bei Fit mit Thorge am sinnvollsten. Aber das ist einfach Typfrage und ich kenne auch Leute, die am liebsten immer für sich alleine laufen! Brauche ich auch ab und zu und ist wegen Corona ja aktuell eh am Besten, aber ich profitiere auch eindeutig von der Begleitung anderer. Beim Laufen wie auch beim restlichen Training…