Meine größte Herausforderung beim Laufen, von Anfang an: Füße hoch kriegen und mal etwas Tempo reinzukriegen! Lange laufen kann ich inzwischen ganz gut. Aber schnell? Ähm nee… Ehrlicherweise habe ich dafür aber auch bis hierhin nicht sonderlich intensiv etwas getan. Intervalltraining? Joa, hab ich schon mal was von gehört und auch mal ausprobiert, fand ich scheisse! Stattdessen habe ich mich drauf konzentriert, rumzujammern, dass ich ja niiiiiie schneller werde.
Wie passend, dass Du zu Beginn des letzten Kurses im Fit mit Thorge Zirkeltraining Zettel ausgeteilt wurden, auf die man seine Ziele innerhalb des Kurszeitraums schreiben sollte/konnte. Grundsätzlich fand ich die Idee ganz gut. In der Praxis – ich schrieb es hier bereits – ist es bei mir so, dass ich einmal laut gesagte Dinge unbedingt erreichen will. Was lag also nahe? Genau!
Mitte Januar habe ich mir offiziell zum Ziel gemacht, 5 Kilometer unter 30 Minuten zu laufen. Für jemanden, der seit Monaten immer eher so knappe 35 Minuten gebraucht hat und danach schon ein Sauerstoffzelt brauchte, war das schon sehr ambitioniert. Letztes Jahr im Sommer, mitten im Halbmarathontraining war meine schnellste Zeit mal irgendetwas um 32:50 Min. – an die Zeit bin ich aber mangels gezielten Trainings allerdings nie mehr heran gekommen.
Dieses Ziel schrieb ich also auf den besagten Zettel und gab ihn Gerome zurück und schickte ihn auch noch per Whatsapp an Thorge, mehr Mitwisser, mehr Arschtritte, ihr versteht schon! Eine Woche später nahm Gerome mich Beiseite und teilte mir mit, dass wir am 31.03.2019 eine Verabredung zum Laufen hätten. Äh what? Mir wurde kurz schlecht, denn wie hier dem aufmerksamen Leser inzwischen bekannt sein dürfte, verkacke ich nicht gerne unter Zeugen! Also musste ein Plan her! Ein Plan und eine Verbündete! Also schlossen Sabine und ich den Deal, uns jede Woche gemeinsam durchs Intervalltraining zu quälen! Startschuss hierfür war der 13.01.2019. (5 Kilometerzeit an dem Tag 34:56 Min).
Da ich sonst beim Laufen eher sehr gemächlich unterwegs bin, ist für mich ein 50 Meter Sprint schon eine riesen Herausforderung, aber na ja… von nix kommt nix! Also Woche für Woche gerannt, geflucht, gemotzt, gejault, geheult und doch eigentlich immer hinterher mit dem großartigen Gefühl aufgehört, es durchgezogen zu haben! In der letzten Woche sogar ohne ein einziges „scheisse“ von mir, ich weiß gar nicht was da los war 😉
Nach ca. 8 Wochen gab es schon mal einen Tempotest auf 5 Kilometern. Einfach um zu sehen, wo ich so liege… Eigentlich war auch klar, dass ich noch nicht da bin, wo ich hin wollte, aber ich wollte es uuuuunbedingt schonmal versuchen. Nach der Hälfte lag ich allerdings schon etwas über der angepeilten Zeit, was mich dann im Kopf einfach nochmal zusätzlich ausgebremst hat „jetzt schaffst Du es eh nicht mehr“ … letztendlich habe ich an dem Tag für die 5 Kilometer 30:51 Min. gebraucht. Statt stolz drauf zu sein, dass es 4 Minuten weniger waren als Mitte Januar, war ich gefrustet und mies drauf, dass ich die 30 noch nicht geknackt hatte. (Realistisch betrachtet weiß ich natürlich, dass wenige Wochen Training einfach nicht ausreichen) Also wurde weiter trainiert und ich habe mir fest vorgenommen, an Tag X nicht zwölfdrillionen Mal auf die scheiss Uhr zu gucken, sondern die Sache mit der Tempokontrolle anderen zu überlassen.
Das war dann heute so weit und ich kann schon mal vorwegnehmen, das mit dem „nicht auf die Uhr gucken“ hat null geklappt 😉 Macht aber nix! So war mir schon währenddessen klar, dass der erste Kilometer mit 05:35 im Grunde schon zu schnell war, der zweite genau richtig mit 05:54 …. Äääh leider war ich da dann allerdings schon ziemlich am Ende angelangt und konnte kein Wort mehr sprechen 😉 Es muss ein grandioses Bild abgegeben haben, Gerome der da so leichtfüßig vor mir hertrabte und ich keuchend mit knallrotem Kopp hinterher! (Es war mir aber tatsächlich egal!) Kilometer 3 und 4 waren mit 06:03 dann n Tick zu langsam, hier kam mir dann der Vorsprung vom 1. Kilometer zu Gute, ich war zu dem Zeitpunkt aber schon ziemlich überzeugt davon, hinter der nächsten Kurve brechend oder heulend im Gebüsch zu landen, oder auch gleich beides, bis mir dann im Laufe des 5. Kilometers irgendwann das Licht aufging „Heute könnte es tatsächlich klappen!!“ Und so war es dann auch, als das erlösende Piepen der Uhr für den vollendeten 5. Kilometer kam und eine Gesamtzeit von 29:38 Min. drauf stand!!
Ja das ist für andere eine völlig lächerliche Zeit, andere laufen einfach mal fast doppelt so schnell 10 mal so weit 😉 Aber für mich und meine Verhältnisse und für die Tatsache, dass ich zum einen ja noch immer viel zu viele Kilos mit mir rumschleppe, zum anderen vor 2-3 Jahren aber noch massiv schwerer war als heute, und bei den ersten Laufversuchen nach 30 Sekunden fast zusammengebrochen bin, ist das großartig!
Es ist natürlich völlig scheiss egal, ob ich für 5 Kilometer 30, 33 oder 38 Minuten brauche. Schneller laufen macht mich zu keinem besseren Menschen, langsam laufen zu keinem schlechteren. ABER … ohne dieses Ziel hätte ich mich garantiert nicht wöchentlich zum Intervalltraining aufgerafft, was ja für den geplanten Halbmarathon nur gut sein kann! Ohne dieses Ziel wüsste ich heute nicht, wozu ich tatsächlich im Stande bin, wenn ich nur immer und immer wieder dran arbeite! Von nix kommt nun mal nix, und Kontinuität und immer mal wieder Grenzen überschreiten sind wohl die wichtigsten „Zutaten“ der ganzen Sache! Die nächsten Wochen gelten jetzt erstmal der vernünftigen Halbmarathonvorbereitung. Was bleiben wird, ist wöchentliches Intervalltraining… Bisher war für den Halbmarathon „ankommen“ das einzige Ziel. „Nicht letzter werden“ lautet das Neue und wer weiß, was die nächsten Wochen noch so bringen…