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Intuition Teil 1

Jul 17, 2019 | Riekes Weg

Intuitiv das Richtige in den richtigen Mengen essen. Wissen, was der Körper braucht, aufhören, wenn man satt ist. Essen, wenn man Hunger hat und vor allem NICHT essen, wenn man keinen Hunger hat. Klingt total normal und simple, oder? Ist es aber leider nicht und ein extrem sensibles und schwieriges Thema und für mich mit vielen unterschiedlichen Emotionen behaftet. Und trotzdem habe ich mich dazu entschieden, meine Erfahrungen hier offen zu legen, weil ich mir ganz sicher bin, hier den einen oder anderen anzusprechen, der sich genau in diesem Thema wiederfinden kann. Ich möchte hier nämlich auch die Schattenseiten so eines Abnehmwegs nicht unter den Tisch fallen lassen! Klar liest sich „vom Nilpferd zum Halbmarathon“ ganz cool und ist auch der Teil der Story, der mich stolz macht und den ich gerne erzähle, aber das ist eben nur eine Seite der Medaille! Jeder, der jemals mit massivem Übergewicht zu tun hatte oder noch hat, weiß nur zu gut, dass man kaum ein derart hohes Gewicht erreicht, wenn das Gefühl für Mengen und die richtige Ernährung so gut ausgeprägt ist und man vor allem immer nur aus den richtigen Gründen isst bzw. gegessen hat! Wir sprechen hier nicht von 3 Bonuskilos nach einem 2wöchigen All-inklusive-Urlaub, sondern von krankhaftem Übergewicht. Nicht nur 10 Kilo zu viel auf den Rippen, weil es eben so gut schmeckt, sondern von 50, 60, 70 Kilo Übergewicht und immer und immer wieder über Jahre hinweg aus den falschen Gründen (Emotionen, Stress, etc.) zu essen, auch wenn Körper und Kopf eigentlich eindeutig signalisieren, etwas anderes zu benötigen.

Ein ziemlich unangenehmes Thema, zugegeben. Aber abgesehen davon, dass es ohnehin nicht zu übersehen war/ist, vermute ich, dass ziemlich viele ganz genau wissen, wovon ich spreche! Bei einem der Ernährungsseminare bei Fit mit Thorge, zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits viele Kilos abgenommen, ging es u.a. um die eigenen Ziele hinsichtlich der Ernährung. Unfassbar interessant, wie unterschiedlich die Probleme bei den Teilnehmern gelagert waren!!! Dinge wie „weniger Zucker“ usw. hatte ich da schon überwiegend ganz gut unter Kontrolle. Mein damaliges (gefühlt unerreichbares) Ziel lautete allerdings „Intuition beim Essen (wieder) erlernen“. Ohne Kalorien zählen, jedes Lebensmittel abwiegen, etc. Denn genau da liegt für mich der Knackpunkt. Wenn ich etwas permanent mit entsprechenden Hilfsmitteln „kontrollieren“ muss, habe ich es nicht verinnerlicht, aber genau das war ja eigentlich mal mein Ziel. Ich wollte mich nicht ständig mittels festgelegter Zahlen beschränken und kontrollieren müssen, ich will einfach nicht so viel drüber nachdenken, sondern einfach intuitiv das Richtige tun.

Ich schrieb es hier schon mal, ich halte Kalorien zählen nach wie vor für eine super Möglichkeit für einen Einstieg, um ein Gefühl dafür zu bekommen, um seine Ernährung in Richtung „gesund/gut“ zu lenken, da man schnell feststellt, von welchen Dingen man vielleicht eher viel oder eher weniger essen kann bzw. sollte. Bei mir nahm das aber im Laufe der Zeit echt fanatische Züge an, es hat mich unfassbar gestresst, wenn ich mein Essen nicht abwiegen konnte, nicht wusste, wie viele Kalorien dies oder das hatte, speziell beim auswärts essen o.ä. Entspannt mit Freunden im Garten sitzen und grillen oder ne Pizza bestellen? Äh nun ja, das war alles andere als entspannt. Ich bin damit phasenweise sehr unterschiedlich umgegangen. Es gab Tage, da habe ich mich trotz aller Bedenken für die Pizza entschieden und es dabei dann direkt übertrieben – frei nach dem Motto, was ich nicht abwiege und in eine App eintrage, hat ja keine Kalorien – und es gab Tage, da habe ich mich mit meinen abgezählten Salatblättern dazugesetzt und gefrustet den anderen beim Pizza essen zugeguckt. Es ist sicher gut und richtig, sich hier und da für den Salat zu entscheiden, wenn Pizza die Alternative ist, wenn das aber nicht aus Überzeugung, sondern aus dem Zwang heraus, die genaue Kalorienzahl für sein Abendessen wissen zu wollen geschieht, nimmt das schon ziemlich nervige Züge an. Für alle. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie, die meinen Frust ja im Zweifel abgekriegt hat. Was soll also die Lösung sein, einfach immer Pizza essen??? Natürlich nicht!!! :-))

Man liest und hört in den sozialen Medien unfassbar oft was von intuitivem Essverhalten und dass das jeder lernen kann, es gibt ungefähr zwölfdrillionen Bücher zu dem Thema (ich habe einige davon gelesen, ohne dass es bei mir nachhaltig etwas verändert hätte). Jeder hat was Schlaues dazu zu sagen. Aber wie man dahin kommt, wenn man ein völlig gestörtes Verhältnis zu Essen und Kalorien hat? Seinem Körper nicht zutraut, die richtigen Signale zu senden? Wenn sich nur völlig maßloses Essen und totale Kontrolle abwechseln, man aber einfach nur selten einen goldenen Mittelweg kannte? Wenn Essen mit Angst behaftet ist? Fragen über Fragen und für mich war das eine schier unlösbare Aufgabe. Ich weiß noch, dass ich in einer meiner „ich werde das alles eh nie auf die Reihe kriegen und bleibe einfach fett-Phasen“ eine Whatsapp an Thorge geschickt habe, dass ich keinen Trainer und Ernährungsberater brauche, sondern einen Therapeuten für essgestörte Nilpferde oder so in der Art. Es war ein bisschen scherzhaft gemeint, aber auch ein bisschen was Wahres dran. Ich hatte zu dem Zeitpunkt wirklich keinen Plan, wie ich alleine aus der Nummer mit dem ständigen Kalorien zählen wieder rauskommen sollte, ohne im Ergebnis wieder 125 kg zu wiegen. Es war einfach der pure Stress für mich. Neben der wirklich großen Verzweiflung spielte da natürlich auch Scham eine große Rolle. Natürlich ist mir völlig bewusst, dass es ganz ganz vielen so geht, aber wer spricht schon laut darüber? Nach außen hin war meine Veränderung doch total easy und problemlos! „Macht Sport und isst meistens gesund“. Was in meinem Kopf los war, sah ja zum Glück keiner, und nach außen kommuniziert habe ich das auch eher nicht. Ich hatte das alles „unter Kontrolle“, ja! Aber sollte das jetzt die nächsten 50 Jahre so weiter gehen???

Im Laufe der letzten Monate, bzw. eigentlich im Laufe des ganzen letzten Jahres habe ich immer wieder mit Unterstützung von Thorge versucht, irgendwie etwas Ruhe in das Thema Ernährung zu bekommen. Nicht mehr alles so verkrampft zu sehen, allerdings ohne dabei meine Ziele aus den Augen zu verlieren, wie ich das eben einfach bei meinen zwölf Millionen früheren Versuchen getan habe, wenn ich mal wieder versucht habe, Gewicht zu reduzieren. Mich einfach mal locker zu machen! Dieses Vorhaben war für mich schlimmer und schwieriger als jedes Training, denn erzähl mal einem Menschen, der mal 125 kg wog, er solle beim Essen auf sein Bauchgefühl hören! Haha! Das dann noch verbunden mit so Aussagen wie „wenn Du sportlich höhere Leistungen vollbringen willst, solltest Du mal MEHR essen“ What??? Ich will ich ja nicht wieder zunehmen!!! Mit ständig nur 1000 Kalorien/Tag Langdistanzen laufen war allerdings auch nicht so richtig geil! Mein Körper hat mir speziell auf langen Läufen mehr als einmal gezeigt, wo das Ende erreicht war. Geklappt hat es doch irgendwie, aber als ich dann tatsächlich mal regelmäßiger nur ein bisschen mehr gegessen habe als in den vielen Monaten zuvor, liefen sich plötzlich auch 15, 16, 17 Kilometer ganz anders!

Fortsetzung folgt 🙂

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Negative. Positive. Wachrüttelnde. Überflüssige. Ungefragte. Verletzende. Motivierende. Schlecht gemeinte. Angst machende. Beleidigende. Gut gemeinte. Kritisiere ich andere? Werde ich gerne kritisiert? Weder die erste, noch die zweite Frage kann man pauschal mit ja...

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