Gerade das Thema „schneller werden, weiter laufen, etc.“ hat doch zu einigermaßen kritischen Nachfragen geführt, ob das denn immer alles so sein muss. Ob man sich immer messen müsse, ob es immer nur um Oberflächlichkeiten geht, sei es beim Gewicht oder bei sportlichen Erfolgen! Muss man denn seine Erfolge in Zahlen messen können? Muss man sich selbst überbieten? Gute Fragen… MUSS man das?! SOLL das so? WILL ich das?
Also zunächst einmal lässt sich ja festhalten, MÜSSEN muss zum Glück niemand irgendetwas!
Die Fragen, die ich mir dazu stelle: Hilft es MIR persönlich, mir irgendwelche Ziele (wie eben z.B. 5 km unter 30 Min.) zu setzen? Mir ein Datum zu setzen, an welchem ich Gewicht XY erreicht haben will? Sollte ich das für die Öffentlichkeit ausbreiten? Fühle ich mich dadurch unter Druck gesetzt? Erreiche ich das Ziel mit klaren Vorgaben eher, als wenn ich einfach nur vor mich hinlaufe, in der Hoffnung, irgendwann von ganz alleine schneller zu werden? Werde ich mein restliches Übergewicht los, wenn ich ohne Struktur und Planung vor mich hin esse? (DAS kann ich mit Sicherheit beantworten: nein! :-))
Ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich kapiert habe, dass man nirgendwo ankommen kann, wenn man nicht weiß, wo man eigentlich hin will. Natürlich ändern sich Pläne auch zwischendurch und das ist auch völlig ok. Ich habe auch schon mehrfach die Richtung gewechselt, das grundsätzliche Ziel bleibt aber das Selbe. Ich hab das schon mal geschrieben, und das sehe ich weiterhin so: Wer einfach schon sein Leben lang einigermaßen diszipliniert war und sich immer regelmäßig bewegt hat, der braucht sowas vielleicht nicht. Der benötigt keine Arschtritte von seinem Trainer, der braucht evtl. keine festen Vorgaben im Training usw. Wer aber 92 % seines bisherigen Lebens unsportlich und übergewichtig war, hatte mit Disziplin und Bewegung allerdings nie allzu viel am Hut. Und zu denen gehör(t)e ich nunmal und deshalb finde ich diese Geschichte mit den Zielen wirklich hilfreich. Und das brauche ich gar nicht schön reden, es geht mir ja deutlich besser, seit dem ich angefangen habe, etwas für mich zu tun.
Sollte man sich jetzt selbst stressen, alles dafür geben, um wirklich um jeden Preis das Ziel zu erreichen? Ich selbst neige stellenweise leider auch dazu, mich völlig unter Druck zu setzen und alles etwas ZU verbissen anzugehen, schnell alles hinschmeissen zu wollen, wenn nicht alles auf Anhieb funktioniert oder hab auch schon darüber nachgedacht, ob es nicht eine Option ist, einfach dick und unsportlich zu bleiben – aber auch dafür ist ja dieses begleitete Training toll, man bekommt Arschtritte, wenn man sie braucht, das eigene Kopfkino wird hinterfragt, man wird geerdet, wenn man „einen an der Waffel hat“, (DANKE ans Fit mit Thorge Team!) – aber eben auch angetrieben, wenn klar ist, dass da noch Luft nach oben ist – ich bleibe also dabei: Ziele sind hilfreich!! ABER! Und auch das ist für mich ein ständiger Lernprozess: die Welt geht nicht unter, wenn ich 5 Minuten länger für 5 Kilometer brauche oder in 3 Monaten ein Kilo mehr wiege, als geplant. Natürlich nicht. Aber, und das ist das Positive für mich daran: Ich möchte wenigstens sagen können, dass ich mir den A*** aufgerissen habe, um meine Ziele zu erreichen. Und ich glaube, dass das für viele der Knackpunkt ist. Ich habe mich letztens noch mit einer Frau unterhalten, die es bedauert hat, immer noch keine 2 Kilometer am Stück laufen zu können. Auf meine Frage, wie oft sie es denn pro Woche übt, hat sie mich völlig verständnislos angesehen und meinte „na ab und zu halt“ – das reicht halt leider nicht, und es ist glaube ich egal in welchem Bereich, Sport, Abnehmen, Job, „ab und zu ein bisschen geben“ wird langfristig nicht zum gewünschten Ergebnis führen, es ist wohl leider (??) wirklich so, dass man sich je nach Ziel einfach abrackern muss, um das zu erreichen. Den wenigstens fliegt das einfach so zu. Ja vielleicht gibt es so Ausnahmetalente. Aber die Regel ist das nicht. Ich gehöre auch zu denen, die gerne mal etwas rumjammern, dass andere ja so viel schneller und so viel besser abnehmen können als ich selber, besser im Sport sind, was auch immer. Vielleicht tun sie mehr dafür? Vielleicht einfach schon jahrzehntelang? Vielleicht auch nicht. Im Grunde ist es auch völlig wurscht, was andere machen. Ich habe auch nach wie vor völlig frustrierende Phasen, in denen ich weder Bock habe, Sport zu machen, noch mich vernünftig zu ernähren oder sonst was. Das schöne ist, dass diese Phasen in den vergangenen drei Jahren immer kürzer geworden sind. Inzwischen sind es einzelne Tage, vielleicht auch mal 3 oder 4 am Stück. Selten länger. Das war früher undenkbar. Und das ist wohl der beste Beweis dafür, dass Kontinuität langfristig vom müssen + sollen zum WOLLEN führen kann!!