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6-Stunden-Lauf

Jul 5, 2020 | Riekes Weg

Waaaaas? 6 Stunden laufen?! Ungefähr so lautete meine Reaktion, als meine Freundin Tanja mich am 17.06. abends anrief und mich gefragt hat, ob ich bekloppt genug bin, mich mit ihr anzumelden. Ich müsse mich beeilen, es gäbe nur noch 20 Startplätze. Ich saß gerade zwischen ungefähr 124 Luftballons und habe den Geburtstag meiner Tochter vorbereitet. Mir fiel fast das Handy aus der Hand. Ihr Argument „Du kannst von den 6 Stunden auch einfach 5 Stunden Pause machen“ hat mich tatsächlich überzeugt und ungefähr 5 Minuten später war ich angemeldet.

Am nächsten Tag dann die Erkenntnis „ach Du scheisse, bist Du eigentlich verrückt??“ Ich habe zwar eine konstante Wochen-Kilometer-Anzahl, die ich auch in den letzten Monaten gelaufen bin, aber so richtig lange Läufe hatte ich schon länger nicht gemacht. Naja, egal. Ich hatte ja noch die Option mit den 5 Stunden Pause im Kopf!

Am Freitag Abend wurde mir kurz noch mal ein bisschen komisch, ob ich nicht besser zuhause bleiben sollte, hatte Angst mich zu blamieren usw. aber absagen kam dann auch nicht mehr in Frage!

Also habe ich gestern morgen Tanja abgeholt und wir sind gut gelaunt und doch etwas skeptisch nach Remscheid gefahren. Vor Ort war alles super organisiert, Masken in der Startaufstellung, aber ab da wurde es sehr entspannt. Es handelte sich um einen Rundkurs von 2,9 Kilometern um die Eschbachtalsperre. Wald, Schatten, der Untergrund gut zu laufen, also eigentlich perfekte Bedingungen. Unsere Taktik lautete: Jeden Kilometer eine kurze Gehpause von 100-150 Metern einlegen. Von Anfang an. Auch wenn es sich nach dem ersten Kilometer schon etwas seltsam anfühlte 😉 Aber damit bin ich in der Vergangenheit auf langen Strecken ja auch schon gut gefahren! Die ersten 4 Runden vergingen wie im Flug, in Runde 5 hatte ich das erste Mal Seitenstechen, war genervt, hatte ein bisschen mimimi und habe Tanja gesagt, sie solle sich absetzen und ihr Tempo laufen. Sie hat sich noch ein bisschen gewehrt, aber nach Runde 5 sind wir erstmal getrennt weitergelaufen. Erstmal Kopfhörer auf die Ohren, ein bisschen ablenken und dann wurde es auch noch mal besser. Bis zur Halbmarathon-Distanz kam ich gut mit den paar Metern Gehpause pro Kilometer zurecht, danach wurde es erstmal schwierig im Kopf. Und ständig die Frage an mich selbst: was soll die Scheiße hier eigentlich? Warum mache ich das, und warum höre ich nicht einfach auf?! Ja warum eigentlich nicht? Ich kam ja schließlich alle 2,9 Kilometer in die Versuchung, einfach aufzuhören, mich auf ne Bank zu legen und zu warten.

Ich hatte im Vorfeld befürchtet, dass mich gerade dieses „Runden laufen“ völlig wahnsinnig machen würde und ich schon nach 3 Runden kein Bock mehr hätte, die gleiche Strecke jetzt nochmal zu laufen! Aber das war gar nicht so. Der Weg war zum Glück sehr Kurven- und Abwechslungsreich, irgendwie hatte ich auch in Runde 10 immer noch das Gefühl, was Neues zu entdecken. Und durch den Rundkurs hatte ich auch nie dieses für mich immer nervige und beklemmende Gefühl „langsamste“ oder „letzte“ zu sein, auch wenn ich weiß, dass auch das völlig in Ordnung und total egal ist, aber na ja, so hat ja jeder seine Baustellen. Also klar gab es dort Läuferinnen und Läufer, die mich 12-14 Mal (!) überrundet haben. Aber anders als bei Laufveranstaltungen, wo man in Zeit xy auf jeden Fall das Ziel von einer bestimmten Kilometer-Anzahl erreichen muss, war das gestern völlig entspannt. Denn schließlich war eins für alle gleich: Die Zielzeit von 6 Stunden!

Den Halbmarathon hatte ich nach 02:44:xx erreicht, klar war das langsamer als Duisburg oder Köln, aber auch SO VIEL ENTSPANNTER!!!! Sonst hätte ich wohl kaum danach noch weitere Kilometer angehängt. Nach dem Halbmarathon wars irgendwie „25 will ich noch erreichen“. Als ich die hatte, habe ich meine Uhr so eingestellt, dass ich nur die Uhrzeit sah, keine Kilometer, keine Pace mehr. Es war mir schlichtweg egal. Durch die länger werdenden Pausen auch beim Verpflegungspunkt war der Schnitt eh irgendwann versaut 😉 Nach 10 Runden waren es also 29 Kilometer. Hm ok die 30 kannst Du noch voll machen…. verrückt, irgendwie geht immer noch ein bisschen was.

Nach 11 Runden und offiziell 31,9 Kilometern habe ich meine Uhr gestoppt, war selbst völlig fassungslos über die Kilometer-Anzahl und bin erstmal zum Auto. Es regnete, ich brauchte trockene Klamotten, ne Jacke und einfach kurz RUHE!!! Atmen. Sacken lassen. Ich saß im Kofferraum, verschickte ein paar Nachrichten mit der freudigen Botschaft, es überlebt zu haben und fertig zu sein 🙂 Dann aber irgendwann der Blick auf die Uhr und der Gedanke, dass Tanja vermutlich gleich fertig mit ihrem MARATHON sein würde (ebenfalls ungeplant), hab mir ihre Jacke geschnappt und bin zurück zum Start/Ziel. Da noch ein paar nette Gespräche mit wildfremden Menschen geführt, irgendwie hatten wir ja alle grade das Selbe durchgemacht und alle waren gleich glücklich, erschöpft und fertig, egal ob 30 oder 50 Kilometer. Ein paar sind dann noch mal los auf die Strecke, ich war aber überzeugt, außer bis zu meinem Auto keinen Meter mehr zu gehen. Dann kam auf einmal Tanja, rief mir irgendwas zu, sie brauche noch 400 Meter und rannte an mir vorbei. Ja die Frau kann tatsächlich auf den letzten Metern eines Marathons noch rennen. Unglaublich. Ein paar Minuten später war sie wieder da, wir fielen uns erstmal um den Hals, verdrückten ein paar Freudentränchen und konnten immer noch nicht so ganz glauben, was da gerade passiert ist. Und dann sagt Tanja „wir hängen noch eine weitere Runde dran“. WAAAAAS? ICH WILL NICHT MEHR LAUFEN!!!! Ok ok aber gemütlich wandern geht noch. Und es ging tatsächlich noch, auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe! Danach war dann aber WIRKLICH Schluss, noch ein zwei Erinnerungsfotos und dann ab nach Hause, duschen, schlafen, essen…

Mein Fazit dieses verrückten Tages: ich kann tatsächlich mehr, als ich mir selbst zutraue. Ja ich bin echt langsam, aber es ist mir grade total egal! Heute habe ich moderaten Ganzkörpermuskelkater, aber weniger schlimm, als ich erwartet hätte. Kommt vielleicht noch. Ich muss solche Distanzen jetzt nicht ständig laufen und gestern wurden direkt ein paar Stimmen laut, die  mir verkündeten, jetzt könnte ich es ja doch mal mit Marathon versuchen – DAS sehe ich nach wie vor etwas anders! Und kann es mir auch immer noch nicht vorstellen. Aber ich habe gestern wieder so viel über die Grenzen in meinem Kopf gelernt. Natürlich ist das für viele keine echte Laufleistung, wenn man für eine solche Distanz so lange und vor allem auch so viele Gehpausen braucht. Aber es ist mir total egal. Zu gut erinnere ich mich an meine ersten Laufversuche, bei denen die große Herausforderung lautete 30 Sekunden (!) am Stück zu laufen ohne zu sterben. Das ist mir noch sehr gut im Gedächnis und ich bin so so so so froh, dass ich dran geblieben bin und mich immer wieder überwunden habe. Es war für mich damals unvorstellbar, überhaupt auch nur 10 Kilometer gehen zu können. Von Laufen ganz zu schweigen. Die 3,5 fache Distanz auf meinen eigenen Füßen zurückgelegt zu haben, ist daher einfach nur unfassbar geil, egal in welcher Zeit..! Traut euch, auch mal Dinge zu tun, die völlig verrückt und utopisch erscheinen. Es lohnt sich!

Riekes Weg

Rieke hat vor knapp 5 Jahren mit dem Training und ihrer Ernährungsumstellung bei uns begonnen. Es hat sie viel Mut gekostet, sich überhaupt erstmal bei uns zu melden. Warum es sich gelohnt hat, kannst Du in ihren regelmäßigen Berichten lesen. Vielleicht lässt Du Dich ja dadurch inspirieren, eine wichtige Veränderung in Deinem Leben einzuleiten. Unterstützen werden wir Dich stets mit voller Kraft und Leidenschaft! 🙂

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